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Das freisinnige Blog von Fritz Schmude.

Very well, alone

2015-07-21 16:34
Es gibt nichts Schlimmeres, als zwei ehemaligen Freunden zusehen zu müssen, die gemeinsam auf einen Abgrund zutorkeln.

Meine Hoffnung, dass die beiden Streithähne Lucke und Petry noch genug Sozialkompetenz zusammenkratzen könnten um in letzter Minute doch noch einen eigentlich schon bestehenden Deal einzuhalten und so das Projekt AfD zu retten, hat sich nicht erfüllt.
Meine Einschätzung vom Mai wirkt heute so überholt, als stamme sie aus einem vergangenen Jahrhundert.

Die AfD ist nun tot, und das gilt für beide Teile.
Für den Lucke-Teil ist das unmittelbar klar.
Niemals wird Luckes neue Alfa-Partei in den Bundestag oder irgendein Landesparlament einziehen.
Ein kleiner Trupp intelligenter und fleißiger Menschen kann zwar eine Menge erreichen, aber für eine erfolgreiche Partei braucht es vor allem eines: Ein Milieu.
Und das ist es, was Lucke aufgrund eigener Fehleinschätzung absichtlich hinter sich gelassen hat.
Der ehemalige AfD-Parteichef hat sich von seinem eigenen Milieu entfernt.
Ebensowenig, wie sich eine Regierung ein neues Volk wählen kann, kann sich auch eine Partei eine neue Basis wählen.

Mehr noch, die Gründer der Lucke-Partei wollen überhaupt nicht andere Themen anschneiden als Union und FDP.
Die Wähler sollen also allein aufgrund der Euro-"Rettung" die Partei wechseln?
Das wird nicht klappen.

Lucke und seine wenigen verbliebenen Getreuen sind Geschichte, so leid es mir in vielen Fällen tut.

Besser steht es mit den Aussichten für die restliche AfD.
Sie hat ein intaktes und kopfstarkes (im Sinne von zahlreich) Milieu in der bundesdeutschen Gesellschaft.
Zumindest in ostdeutschen Landtagen wird die AfD noch weiter eine Rolle spielen.
Vielleicht ist sogar in ganz Deutschland die Zeit reif für eine Art FPÖ?
Wenn das so kommt, dann könnte ich so eine Partei sicherlich immer wieder mal unterstützen, vor allem dann, wenn sie von den linken Medien unfair angegriffen wird, was mehr als oft der Fall sein wird.
Nur wäre das für mich keine Partei, in der ich auch Mitglied sein will.

Ich habe mir schon in vergangenen Jahren und Jahrzehnten oft überlegt, ob ich, wenn ich Österreicher wäre, mich der FPÖ anschließen würde, und die Antwort war immer nein.
Sicherlich könnte ich Euro- und EU-Kritik, Islam-Kritik und vieles andere in so einer Partei vorbringen, so weit Himmel auf Erden.
Diese freie Rede müsste ich aber erkaufen mit einer Solidarisierung mit Leuten, die untragbare und dumme Dinge vertreten.
Dies liegt zum einen an der Entschlossenheit von vielen rechtsgerichteten Personen, denen Wahlerfolge egal sind, solange sie nur "frei" ihren antiliberalen Müll verzapfen können.
Zweitens ist dafür der Dunning-Krüger-Effekt verantwortlich:
Dumme Menschen können nicht erkennen, dass ihre "Meinungen" einfach nur Dummheiten sind.
Sie halten sich für Experten zu Chemtrails, Bilderbergern, Reichsbürgerschaft oder was auch immer und verstehen nicht, warum ihre Expertise in der Bevölkerung so gar keinen Anklang findet.

Es gibt aber noch einen dritten Effekt, für den weder die alte, noch die künftige AfD etwas können: Wenn Wahrheiten (konkret: Griechenland ist pleite, all die gigantischen "Kredite" der letzten 5 Jahre waren Geschenke an Profiteure rund um die griechische Staatskasse) von der Elite eines Landes unterdrückt werden, dann suchen sich diese Wahrheiten andere Kanäle, um dennoch ans Tageslicht zu kommen.
Diese Kanäle können dann nicht mehr über die Angehörigen der geistigen Elite verlaufen, denn diese stehen ja schon im Sold der Regierung.
Es werden also weniger angesehene, weniger geschliffene und weniger formal gebildete Menschen sein, unter denen über die Wahrheit gesprochen werden kann.
Wenn man sich also der kritischen Bewegung anschließt, steht man sofort in direktem Kontakt mit Spinnern und Radikalinskis, weil es gar nicht anders geht.

Noch härter formuliert:
Unter einer autoritären, totalitären Regierung, die ihren Bürgern die richtige Denkungsart vorschreibt, kann es keine untadelige Oppositionspartei geben.

Den Oppositionellen ist in einem Staat, dessen Diskursraum schon so weit degeneriert ist, nicht nur die staatliche Verfolgung auferlegt sondern zusätzlich noch die Last der teils nur dummen, teils tatsächlich rechtsextremen "Freunde".
Der Oppositionelle ist also zur ständigen Gratwanderung zwischen untadeliger Vereinzelung und schlechter Gesellschaft verurteilt.

Schlechte Gesellschaft


Was mich an der neuen AfD inhaltlich am meisten stört, ist der Antiamerikanismus.
Der ist da zwar nicht schlimmer als bei Linkspartei und großen Teilen der SPD, aber für mich immer noch nicht akzeptabel.
Gerade dass Antiamerikanismus ("Pazifismus", "Äquidistanz", Diktatoren- äh "Völker-Recht") in Deutschland so magenhebend mainstreamig ist, verpflichtet Demokraten doch darauf, die Solidarität der Demokratien mit Kopf und Herz zu unterstützen!
Dies tut die neue AfD nicht und ich sehe auch keinerlei Anzeichen dafür, dass sie sich da in nächster Zeit besänne.
Hier ein klasses Beispiel, wie man als Liberaler in der neuen FPÖ-AfD überleben könnte:
Jörg Meuthen: Der Euro ist wie Guantanamo

Das Bild zeigt den Kovorsitzenden der AfD, Prof. Jörg Meuthen, der mittels radikaler Niveausenkung ein von Antiamerikanismus durchtränktes Umfeld für ein Wirtschaftsthema interessieren will.
Viel Spaß, Herr Meuthen.

Ich schätze es so ein, dass ich meinen Anliegen wie EU-Kritik, liberaler Islamkritik, freier Marktwirtschaft nicht mehr viel nützen kann, wenn ich mich schon in den eigenen Reihen dauernd gegen Antiamerikanismus und andere Dummheiten (Familienideologie, schwarzer Sozialismus, selbstreferentieller "Patriotismus" u.v.a.m.) verteidigen muss.
Die Attacken, die die Münchner Medien allein schon wegen meiner sehr gemäßigten Islamkritik gegen mich reiten, reichen mir völlig aus.

Die Aktionsform "neue Partei" ist für meine Anliegen also erstmal gestorben.
Die Eitelkeit zweier einzelner Menschen hat die historische Chance auf eine kompetente, demokratische Partei rechts der Union gründlich versenkt.

Wie weiter?


Es gibt jetzt keine einfachen Strategien mehr.

Ich hoffe, dass ich als Parteiloser die Zweiergruppe im Münchner Stadtrat mit dem dann Alfa-Parteimitglied Andre Wächter aufrechterhalten kann.
Allen Demokraten in München, die sich gegen den "bunten" Wahnsinn einerseits wehren möchten ohne anderweitigem Wahnsinn zu verfallen, stehe ich weiterhin zur Verfügung.
Dies ist insbesondere als Angebot an alle Mitglieder und Ortsvereine von AfD und Alfa-Partei in und um München zu verstehen.
Ich hatte in den letzten 2 Jahren das Glück, dort viele intelligente Menschen kennenzulernen.
Vielleicht erwächst aus so einer Zusammenarbeit bis 2020 genug Substanz, um neben der auf links gedrehten Münchner CSU Bestand zu haben.

Im Bund und im Freistaat ist diese Option seit Essen tot.


* * *
Kommentare
#3 von "": 2015-08-04 13:43
Sehr geehrter Herr Schmude,Sie wundern sich über den Antiamerkanismus in der AfD und anderswo. Das wiederum verwundert mich!Wie kann man eine Politik verteidigen, die über die ganze Welt nur Terror und Chaos verbreitet.Die systematisch ganze Regionen destabilisiert, um sich Recourcen und geostrategische Vorteile zu sichern, auf Kosten der dort lebenden Bevölkerung und zum Vorteil des eigenen Grosskapitals ? Verstöße gegen das Völkerrecht (Überfälle ohne Kriegserklärung und ohne UNO-Mandat) sind an der Tagesordnung, ebenso Verstöße gegen die Menschenrechte (Folter-KZ in Bagram,Diego Garcia, Guantanamo u.a. jahrelange Verhaftungen nur auf Verdacht: Patriot-Act)Die USA weigern sich, sich dem internationalen Gerichtshof gegen Kriegsverbrechen zu unterstellen. Die Scherben ihrer desaströsen Politik (Flüchtlingsströme) uberlssen sie anderen, hauptsächlich Deutschland "aufzukehren". Kann man so eine Politik verteidigen? Eine bestimmte Clique in den USA strebt eine NWO an, in der eine Elite über entrechtete Massen herrscht.Stellen Sie sich so die Zukunft vor ? Man braucht sich ja nur die undemokratischen Zustande in den USA anzusehen, von den unsozialen ganz zu schweigen ! Das kann für Deutschland kein Vorbild sein und keine verteidigungswürdige Politik.
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