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Das freisinnige Blog von Fritz Schmude.

Transfrauen sind Frauen (FDP)

2022-12-27 21:28
Auf meinen Brief an alle FDP-Abgeordneten im Deutschen Bundestag im September habe ich am 22.12.2022 eine halboffizielle Antwort durch den LSBTI-Sprecher der Fraktion erhalten.
Es handelt sich leider nur um einen Standard-Text, der im folgenden dokumentiert wird. Im Anschluss daran folgt weitere Kommentierung durch meine Dürftigkeit.

Das Schreiben


"Sehr geehrter Herr Schmude,

als Sprecher für LSBTI der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag möchte ich Ihnen gerne antworten.

Wir Freie Demokraten wollen es allen Menschen ermöglichen, ihren Geschlechtseintrag selbstbestimmt per Selbstauskunft der eigenen geschlechtlichen Identität entsprechend anzupassen.

Bisher müssen sich transgeschlechtliche Menschen zwei teuren und demütigenden Gutachten sowie einem Amtsgerichtsverfahren unterwerfen, um ihren bei der Geburt eingetragenen Geschlechtseintrag im Personenstandsregister korrigieren zu lassen. Diese Schikane ist für die Betroffenen belastend und unnötig, da die Gutachten ohnehin in über 99 Prozent der Fälle zu einem positiven Urteil kommen. Die Stärkung der Rechte von transgeschlechtlichen Menschen soll und wird dabei in keiner Weise Frauenrechte schwächen. Deutschland hat das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention) unterzeichnet.

Das Übereinkommen berücksichtigt explizit auch transgeschlechtliche Menschen.

Ich habe mit vielen trans*Personen gesprochen und mich intensiv mit der Problematik befasst. Die Entscheidung, den Personenstand zu ändern ist eine schwerwiegende und folgenreiche, die niemand leichtherzig fällt. Sie ist zumeist mit massiven Diskriminierungserfahrungen und systematischem Mobbing verbunden. Der Missbrauch einer solchen Selbstauskunft im Sinne einer gezielten Falschangabe ist theoretisch konstruierbar, praktisch aber angesichts der damit verbundenen Diskriminierungserfahrung und der sozialen Kontrolle doch eher unwahrscheinlich.

Es bereitet mir große Sorge, dass die Transfeindlichkeit zunimmt. Gerade trans*Frauen werden zunehmend als Bedrohung für die Gesellschaft dargestellt. Das entbehrt oft jeder Grundlage und ist fachlich nicht begründbar. Wenn trans*Frauen als Täter dargestellt werden, ist das absurd. Denn gerade sie leiden unter Mobbing und Diskriminierung und werden häufig Opfer von Gewalt. Den Behauptungen, trans*Personen ließen ihren Geschlechtseintrag aus einer Laune heraus ändern, kann ich nicht folgen. Oft haben diese Menschen einen langen Leidensweg hinter sich und ihre Entscheidung bewusst und wohl überlegt getroffen. Der Anteil der Personen, die eine Änderung des Namens oder Geschlechts-Eintrags wieder rückgängig machen, liegt übrigens konstant bei ca. 1 %. Aus Ländern, die bereits ein Selbstbestimmungsgesetz eingeführt haben, geht die mehrmalige Änderung des Geschlechts gegen Null.

Es braucht viel Mut und Courage zu dem Geschlecht zu stehen, das der eigenen Identität entspricht und ist auch heute noch häufig mit Diskriminierung verbunden. Davon abgesehen zieht die Änderung des Geschlechtseintrags viele bürokratische Aspekte nach sich. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen ihr Geschlecht ändern lassen, um irgendwelche Vorteile daraus zu ziehen. Ein Mann bekommt doch nicht einen bestimmten Job, weil er „schnell“ sein Geschlecht geändert hat. Er muss sich auch weiterhin seinen Mitbewerber*innen stellen.

Es wird weiterhin darauf geachtet werden, dass Schutzbereiche für vulnerable und von Gewalt betroffene Personen nicht missbräuchlich in Anspruch genommen werden. Keine Frau sollte Gewalt erfahren oder befürchten müssen. Das ist mir sehr wichtig. Die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen hat nichts mit dem Selbstbestimmungs-Gesetz zu tun. Denn das hat keine Auswirkung auf das Strafrecht. Unabhängig davon, ob der Geschlechtseintrag weiblich, männlich, divers oder offen ist, wer sich übergriffig oder gewalttätig verhält, begeht eine Straftat. Wenn sich Männer ungerechtfertigt Zutritt zu Frauenräumen verschaffen wollen, um Gewalt auszuüben, ist das auch jetzt und ohne Änderung des Geschlechts-Eintrags möglich. Aktuell und auch künftig finden keine Ausweiskontrollen vor Toiletten und Umkleiden statt. Ich wehre mich dagegen, dass trans*Frauen pauschal unterstellt wird, dass von ihnen gleichermaßen Gewalt ausgeht wie von Männern. Sind es doch gerade die trans*Frauen, die ein hohes Risiko haben, Opfer von Gewalt zu werden. Frauen werden häufig Opfer der Gewalt ihrer (Ex)-Partner. Das Selbstbestimmungsgesetz ändert nichts an der bestehenden Praxis in Frauenschutzräumen. Zugangsrechte zu Frauenhäusern richten sich weiterhin nach dem jeweiligen Satzungszweck der privatrechtlich organisierten Vereine. Es gibt Frauenhäuser, die explizit für transgeschlechtliche Personen offen sind. Die Leitung eines Frauenhauses kann selbst entscheiden, wen sie aufnimmt und wo diese Person untergebracht wird.

In der aktuellen Diskussion über die Reform wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die Altersgrenze des vollendeten 14. Lebensjahres angemessen ist, um mit (!) Zustimmung der Eltern einen Vornamens- und/oder Personenstandswechsel vorzunehmen.

Meine Meinung ist: Viele Jugendliche wissen oft seit Jahren, einige schon seit frühester Kindheit, dass das ihnen zugewiesene Geschlecht nicht ihrer Identität entspricht. Sie müssen eine Handhabe bekommen, damit sie nicht gegen ihren Willen in der Schule oder im Sportverein mit falschem Namen oder Geschlecht angesprochen werden. Bedenken Sie bitte, dass das geplante Selbstbestimmungsgesetz - ausschließlich - den Geschlechtseintrag in Ausweisdokumenten neu regelt. Alle medizinischen Fragen wie Hormonbehandlungen oder Operationen werden nicht gesetzlich geregelt. Dafür gibt es bereits spezielle fachärztliche Leitlinien.

Einen „Transgender-Hype“ oder gar einen „Trend“ unter Jugendlichen vermag ich auch nicht erkennen. Mehr Jugendliche haben den Mut sich zu outen, da sich das gesellschaftliche Bewusstsein in den letzten Jahren verändert hat. Dennoch erfahren viele trans*Jugendliche nach ihrem Outing eine starke Ablehnung in der Familie und/oder im schulischen Umfeld, Mobbing durch Mitschüler*innen kommt leider häufig vor. Wichtig ist, dass die Beratungsstrukturen ausgebaut werden sollen. Jugendliche und ihre Eltern müssen auch in ihrer Nähe gute Unterstützung finden können, Jugendämter müssen mehr Sensibilität und Kompetenzen zum Thema geschlechtliche Vielfalt aufbauen.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz wollen den Menschen, ermöglichen ihren Personenstand zu ändern. Die Abschaffung des veralterten Transsexuellengesetzes ist längst überfällig. Transgeschlechtlichkeit ist keine Krankheit, sondern eine natürliche Variante der geschlechtlichen Entwicklung.

Von 1995 bis 2017 wollten laut Bundesregierung knapp 23.000 Menschen ihr Geschlecht im Pass ändern. Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität schätzt aber, dass bis zu 0,6 Prozent der Bevölkerung trans* sind – also rund 500.000 Menschen.

Wenn Frauen transgeschlechtlichen Frauen das Frau-Sein absprechen und behaupten, dass von ihnen Gefahren für Safe Spaces ausgehen und Menschen künftig ihr Geschlecht nach Lust und Laune wechseln würden, dann irritiert mich das sehr. Organisationen wie der Deutsche Frauenrat oder die Frauenhauskoordinierung in Deutschland haben in ihren Stellungnahmen zu den Eckpunkten deutlich gemacht, dass trans*Frauen keine Gefahr für andere Frauen sind. Gleiche Rechte für Frauen werden wir nur schaffen, wenn alle Frauen zusammenhalten, daher ist es so wichtig, dass wir uns austauschen und in einen Dialog treten.

Für einen Austausch stehe ich Ihnen sehr gerne zur Verfügung. Zögern Sie nicht, mich bei Fragen oder Anregungen zu kontaktieren.

Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr wünsche ich Ihnen.

Freundliche Grüße

Jürgen Lenders

Jürgen Lenders MdB
Sprecher für LSBTI der FDP-Bundestagsfraktion
[Kontaktdaten]"

Meine Antwort


Hallo Herr Lenders,

danke für Ihre Antwort, auch wenn es sich wohl um eine Standard-Antwort handelte, die auf meinen Text nur in Teilen eingeht.

Im Wesentlichen schließen Sie sich in Ihrer Stellungnahme der Einschätzung der grünen Ministerin Paus an: "Transfrauen sind Frauen und damit hat es sich."
Daher könne man das Missbrauchspotential auch vernachlässigen.

Dazu muss ich fragen, ob Sie die Hunderte von Fällen, in denen jetzt schon "Self-ID"-Gesetzgebung in anderen Ländern von männlichen Sexualverbrechern missbraucht wurde, wirklich nichts mitbekommen haben?
In meinem Schreiben an die FDP-Abgeordneten hatte ich einige Quellen verlinkt.

Hier sind noch mehr, einfach nur als Ergebnis einer schnellen Google-Suche.

Denken Sie wirklich, dass das gute alte Argumentationsmuster "Alles Einzelfälle!", welches der Linken bei der Fortführung ihrer destruktivistischen Einwanderungspolitik schon so große Dienste leistet, auch hier die richtige Reaktion ist?

Das zweite Argumentationsmuster in Ihrem Text ist: Diese Leute hätten Diskriminierungs-Erfahrung und würden allein deswegen doch niemals eine Gefahr für Angehörige anderer vulnerabler Gruppen darstellen.
Ist dieses saudumme Argument nach Zigtausenden von antisemitischen Vorfällen, Vergewaltigungen, sonstiger Gewaltkriminalität etc. durch "diskriminierte Migranten" immer noch nicht widerlegt?
Natürlich können Personen, die selbst Gewalt, Diskriminierung, wasauchimmer selbst erfahren haben, dennoch eine Gefahr darstellen. Nicht alle, aber zu viele.

Ich denke, es ist hier und an allen anderen Stellen hinreichend dargelegt: Es gibt einen Haufen heterosexueller und pädosexueller Männer, die "trans" als ein Vehikel benutzen, um den echten Frauen und auch Kindern auf der Hintertreppe näherzukommen.
Wer dies einfach ignoriert, versündigt sich gegen den Schutz von Frauen und Kindern.
Das ist nicht liberal, das ist verantwortungslos.

Aber man muss ja nicht gleich ans Schlimmste denken. Bereits vor der Ebene der Gewalttaten gibt es ein Missbrauchspotential, zu dem Sie schreiben:

"Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen ihr Geschlecht ändern lassen, um irgendwelche Vorteile daraus zu ziehen. Ein Mann bekommt doch nicht einen bestimmten Job, weil er 'schnell' sein Geschlecht geändert hat."

Ein Beispiel für das Gegenteil haben Sie doch mitten im Bundestag vor Augen: Markus Ganserer war ein mäßig erfolgreicher MdL, dessen Wiederwahl auf den knappen Männerplätzen bei den Grünen nicht gesichert war. Als "Tessa" ist er nun unkündbar und er konnte sogar in den Bundestag aufsteigen.
Ohne politische Verdienste, allein durch eine (bei mir heftige Fremdscham auslösende) Drag-Show.
Kennen Sie den Mann etwa nicht? Das würde mich doch wundern.

Nun zum ersten Punkt meines ursprünglichen Schreibens, auf den Sie überhaupt nicht eingehen:
Im Rahmen von "SelfID" wird ja eine Strafe von bis zu EUR 2.500,- geplant, und zwar für alle, die in Wort oder Schrift gegen das "Offenbarungsverbot" verstoßen.
Konkret heißt das, dass ich ab Inkrafttreten des Gesetzes den Markus Ganserer und alle weiteren Autogynäphilen, sobald die ihren Fetisch zum Standesamt getragen haben, gegen alle Realität als Frau bezeichnen MUSS.
Wenn ich mich dessen verweigere, zahle ich EUR 2.500,-.

Wie so etwas mit einer freiheitlichen Grundordnung vereinbar sein soll, müssten die Befürworter einer solchen Regelung noch erklären. Allein diese orwelleske Zumutung sollte für die FDP-Fraktion Auslöser genug sein, das Gesamtvorhaben auch im Ganzen neu zu bewerten.

Guten Jahreswechsel und freundliche Grüße

Fritz Schmude

Gedanken


Ab hier wird fast niemand mehr lesen. Platz also für ein paar weitergehende Gedanken.

Was soll man zu alledem sagen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Dezember 2022 immer noch so wenig von der hellen Aufregung in Frauenschutz- und Kinderschutz-Kreisen mitbekommen hat. Noch unwahrscheinlicher wird das, wenn man selbst doch einschlägiger Themensprecher einer Bundestagsfraktion ist.
Man muss wohl bilanzieren, dass sich die Trans-Lobby auch in der FDP-Fraktion erfolgreich installiert hat.
Das bedeutet für mich, dass mein nochmaliges Schreiben eher der Höflichkeit und der eigenen Klarheit diente.
Den Herrn Lenders selbst von irgendetwas zu überzeugen, ist wohl aussichtslos.

Grundsätzlich interessanter ist doch:
Wie ist es möglich, dass sich die Trans-Lobby überall in der Politik einnisten konnte? Die Trans-Lobby scheint vom gleichen Effekt wie vor ihr schon die Islam-Lobby zu profitieren: Die meisten Abgeordneten haben persönlich weder Zeit noch Lust, sich mit dem Thema zu befassen und schieben es den "Profis" zu. Wer aber sind diese Profis?
Das war beim Thema Islam natürlich die Islamlobby selbst und hier ist es nun die Trans-Lobby.

Für heute unerheblich, aber erwähnen will ich es dennoch:
Migrationslobby, Trans-Lobby, Islamlobby usw. arbeiten nicht nur punktuell, sondern auch im Ergebnis zusammen.
Die gemeinsame Bewegung nenne ich Kulturmarxismus. Ihr gemeinsames Ziel ist die Schaffung einer kommunistischen Gesellschaft: Unten der arm und unmündig gehaltene Pöbel, oben eine Bonzenschicht, die außer ideologischem Dummschwatz nichts erarbeitet, der es aber dennoch materiell an nichts fehlt.
Mehr dazu steht in Der Fall Trans.

Was bleibt aktuell beim Thema Self-ID?
Die Ampel-Fraktionen als Ganzes sind gewollt uneinsichtig.
So weit ich sehe, bleibt nur, den Druck auf jeden einzelnen Abgeordneten mit allen Mitteln zu erhöhen.

Hierbei wünsche ich jedem und jeder ein glückliches Händchen.
Die Mail-Adressen der Abgeordneten stehen auf den Webseiten der Fraktionen.

* * *
Mein Kommentar dazu:
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